Chefarzt der Gefäßchirurgie Dr. Klaus Haug mit dem neuen Messgerät. Er erläutert einem Patienten etwas, von dem aber nur die Füße zu sehen sind.

Klinik Husum
Dem Sauerstoff auf der Spur

Die Gefäßchirurgie der Klinik Husum unter Leitung von Chefarzt Dr. Klaus Haug hat mit der Anschaffung eines innovativen Gerätes mit dem Namen O2C – „Oxygen to see“ einen weiteren wichtigen Schritt zur Optimierung der Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten bei Gefäßerkrankungen vollzogen. Bisher war es nur möglich, Durchblutungsverhältnisse in großen und mittelgroßen Gefäßen darzustellen ohne damit Aussagen über die entscheidenden Verhältnisse in den kleinsten Gefäßen machen zu können. Diese „Mikrodurchblutung“ ist aber letztendlich der entscheidende Faktor für die Erhaltung von Gewebe.

Große Bedeutung hat diese Mikrodurchblutung bei Durchblutungsstörungen in den Beinen und Füßen sowie - seltener - in den Armen und Händen. So können die Gefäßchirurgen bereits während einer Operation – zum Beispiel bei der Öffnung von Gefäßverschlüssen – sehen, ob die eingeleitete Maßnahme im Gewebe die erforderliche Mikrodurchblutung bewirkt. Dies dient dazu, Operationen und Behandlungen zu verkürzen. Ziel der modernen Technik ist es, Amputationen von zum Beispiel Zehen zu vermeiden.

Chefarzt Dr. Klaus Haug überwacht den Messvorgang.

Der „Mikrodurchblutung“ auf der Spur hatte die mit der Klinik Husum kooperierende Praxis für Gefäßmedizin von Dr. Christian Klaproth, als eine von wenigen Praxen in Deutschland das O2C-Verfahren eingeführt. Es kombiniert das Verfahren der Gewebespektrometrie mit einem Laserdopplerverfahren. Die Praxis setzt das O2C-Verfahren im Wesentlichen für Forschungszwecke ein und hat die Methode bislang nur zur Diagnostik kritischer Durchblutungssituationen in den Extremitäten eingesetzt.

Die positiven Erfahrungen mit diesem sonst eigentlich nur an einzelnen Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen anzutreffenden Verfahrens haben die Gefäßchirurgen der Klinik Husum überzeugt: Sie setzen es deshalb als einzige Klinik in Schleswig-Holstein ein, um den unmittelbaren Behandlungserfolg von Gefäßinterventionen noch während der Therapie kontrollieren und den Behandlungserfolgt überwachen zu können.

Das Verfahren beruht auf Grundlagen der Physik und geht auf Albert Einsteins Entdeckungen zum Verhalten von Lichtwellenveränderungen zurück. Ebenso wie bei akustischen Wellen wird auch die Wellenlänge von Licht verändert, wenn es auf bewegte Teile trifft. Solche Wellenlängenveränderungen sind unter dem Begriff des „Dopplereffektes“ bekannt.

Mit diesem technisch anspruchsvollen Verfahren können die Gefäßchirurgen der Klinik Husum die Bewegung von roten Blutkörperchen in den kleinsten Adern messen und gleichzeitig bestimmen, ob der Sauerstoff im Gewebe verbraucht ist oder nicht. Die Sauerstoffreserve und das Vorhandensein roter Blutkörperchen entscheiden über Leben und Tod jeder einzelnen Körperzelle. Mit dem „Oxygen to see“- Verfahren kann man simultan die Flussgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen, deren relative Menge und deren Sauerstoffgehalt in den kleinsten Adern bestimmen.

Messung der Microdurchblutung am großen Zeh.

In unserer Lunge werden rote Blutkörperchen mit Sauerstoff angereichert und erreichen dort  Sättigungswerte von normalerweise bis zu 98%. Weil die roten Blutkörperchen den Sauerstoff im Gewebe aber wieder abgegeben, sinkt der Wert kontinuierlich. Sobald er auf weniger als 10% abfällt, ist keine Reserve mehr vorhanden. Der Sauerstoff ist praktisch verbraucht, was eine äußerst kritische Situation anzeigt und dringend einer Behandlung bedarf, da sonst Gewebe absterben würde.

Die Blutkörperchen ermöglichen die Einschätzung eines kritischen „Perfusionsdrucks“ und damit die Vorhersage einer schmerzhaften Minderdurchblutung (einer sogenannten „Extremitäten-Ischämie“ auch „Schaufenster-Krankheit“ genannt) oder sie geben Aufschluss über den Sauerstoffumsatz einer Wunde.

Da die Untersuchungen nicht invasiv – also nicht in den Körper eingreifend – durchgeführt werden, ist die Belastung der Patienten sehr gering. Mit Hochlagerung der Beine und dem Aufkleben einer kleinen Sonde auf die entsprechende Hautpartie sind die Voraussetzungen für eine optimale Messung schon geschaffen. Chefarzt Dr. Klaus Haug bezeichnet die „Oxygen to see - O2C“-Untersuchungsmethode als äußerst schonend für die Patienten und sehr aussagekräftig in Hinsicht auf die Chance, Amputationen vermeiden zu können.

Weitere Informationen über die Gefäßchirurgie der Klinikum Husum sind unter www.klinikum-nf.de oder unter Telefon 04841 660 1761 zu erhalten.

Chefarzt der Gefäßchirurgie Dr. Klaus Haug mit dem neuen Messgerät. Er erläutert einem Patienten etwas, von dem aber nur die Füße zu sehen sind.