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Unangekündigte Notfall-Übung in der Klinik Niebüll

06.11.17

Die Versorgung Schwerverletzter stellt hohe Ansprüche an Rettungskräfte und Mediziner. In unregelmäßigen Abständen führt das Klinikum NF daher sogenannte „Polytrauma-Übungen“ unangekündigt durch. Unter einem „Polytrauma“ verstehen Mediziner mehrfache, an verschiedenen Körperregionen gleichzeitig aufgetretene Verletzungen in lebensbedrohlichem Ausmaß.

Die Kliniken Husum und Niebüll verfügen jeweils über ein zertifiziertes Polytrauma-Zentrum, das diesen Verletzten die erforderliche hochkompetente Hilfe bietet. Dabei sind vorgegebene Qualitätsstandards genauestens zu beachten.

Auch bei dem jüngsten Niebüller Einsatz Ende Oktober war nur ganz wenigen Eingeweihten bekannt, dass die große Kopfplatzwunde, der Beinbruch und die inneren Verletzungen, die sich die „Patientin“ durch einen Fenstersturz zugezogen hatte, nur fingiert sind. Eine Mitarbeiterin des Klinikums gab sich als „Unfallopfer“ aus. Unter Verwendung von Knetmasse und viel rotem Farbstoff, wurden die Verletzungen auf professionelle Weise täuschend echt präpariert. Mit dem Rettungsdienst Nordfriesland wurde alles so realistisch wie möglich vorbereitet, so dass die Übung authentisch ablaufen konnte.

Der behandelnde Notarzt der Rettungswagenbesatzung veranlasste durch seinen Anruf im Zentralen Aufnahmedienst (ZAD) der Klinik Niebüll über die Ankündigung zur eintreffenden Polytrauma-Patientin alle erforderlichen Vorbereitungen. Die diensthabende Pflegekraft in der ZAD alarmierte anhand einer Liste umgehend das erforderliche Ärzteteam mit allen weiteren gehörigen Fachkräften. Danach erfolgte die Vorbereitung des „Schockraums“ (Reanimationsraum) für die Erstversorgung der schwerverletzten Patientin.

Die Arbeitsschritte - von der Alarmierung und Schockraumvorbereitung über die Anwesenheitsfeststellung des Trauma-Teams mit Bestimmung des Traumaleiters und der Übergabe des Verletzten durch den Notarzt bis zur Versorgung im Schockraum - sind zu dokumentieren. Eine besondere Handlungsvorschrift im Schockraum regelt das medizinische Vorgehen mit festgelegten Phasen der Versorgung. Dieses sogenannte „Polytrauma-Management“ sichert die sehr komplexen Versorgungsabläufe auf bestmögliche und schnelle Weise.

In diesem Übungsablauf waren eine Mitarbeiterin aus dem Qualitätsmanagement des Klinikums sowie der Schnittstellenkoordinator zwischen Klinikum und Rettungsdienst unter einem Vorwand vor Ort, um alle Abläufe samt Dokumentation kritisch zu prüfen. Dabei erwies sich das Polytrauma-Team der Klinik Niebüll erwartungsgemäß wieder als sehr professionell und eingespielt: relevante Zeitvorgaben wurden stets eingehalten, nennenswerte Abweichungen von den Standards gab es keine.

Diese Übungen sind sehr wichtig, da Fehler, die hier auftreten könnten, sich künftig gut vermeiden lassen. „Im Echtbetrieb hätte die Patientin beste Chancen zur kompletten Wiederherstellung und Genesung“, so die erfreuliche Feststellung des Traumaleiters Winfried Heyden, Oberarzt der chirurgischen Abteilung der Klinik Niebüll.