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Klinik Husum: Besuch von Gesundheitsministerin von der Decken

25.07.23

Im Rahmen einer Rundreise durch Nordfriesland hat am Donnerstag, dem 20. Juli 2023, die schleswig-holsteinische Ministerin für Justiz und Gesundheit, Professor Dr. Kerstin von der Decken, erstmalig die Klinik Husum besucht. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die geburtshilfliche Versorgung im Landkreis Nordfriesland, die aufgrund der Inseln und Halligen vor besonderen Herausforderungen steht und für die deshalb besondere Angebote vorgehalten werden. Nach den Schließungen der Kreißsäle auf Sylt und Föhr sowie in Niebüll in den Jahren 2015 bis 2017 sind für die Schwangeren weitere Wege entstanden. Viele nutzen seitdem die Klinik Husum. Damals wurde gemeinsam mit dem Land, dem Kreis und den Krankenkassen ein sogenanntes „Boarding-Konzept“ aufgelegt: Die Schwangeren können mit einer Begleitung zwei Appartements auf dem Klinikgelände 14 Tage vor dem errechneten Stichtag beziehen. Zudem hat der Kreis für die Inseln Konzepte entwickelt für den Fall, dass eine Schwangere kurzfristig in einem Notfall betreut werden muss.

Florian Lorenzen als Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums und Stephan W. Unger, der Geschäftsführer des Klinikums Nordriesland, gaben eine kurze Einführung in den wirtschaftlichen Rahmen, in dem sich die Geburtshilfe im Klinikum bewegt. In der Klinik Husum erblicken rund 750 Säuglinge pro Jahr das Licht der Welt. Die Schwangeren kommen vornehmlich aus Nordfriesland – darunter sind auch viele Frauen von den nordfriesischen Inseln.

Die eigentlichen Räumlichkeiten der Geburtshilfe in der Klinik Husum stammen aus dem Jahre 2017. Sie sind sehr modern, technisch sehr gut ausgestattet, hell und freundlich. Andere Räumlichkeiten – darunter auch die Boarding-Appartements – sind „in die Jahre gekommen.“ Dies wurde der Kieler Delegation deutlich, als Dr. Michael Glaubitz, Chefarzt der Frauenklinik, die Bettenstation der Klinik zeigte, die aus den 1970er Jahren stammt.  „Unser Entbindungsbereich und unsere Expertise wird von Schwangeren, die den Weg zu uns finden, hochgelobt. Kritischer bewerten sie dann schon die ‚Hotelkomponenten‘ unserer Klinik“, berichtete Dr. Glaubitz.

Aufsichtsratsvorsitzender Florian Lorenzen erläuterte während des Klinik-Rundganges, dass das Klinikum aktuell mit dem „Zukunftsflügel“ – einer umfangreichen Erweiterung der vorhandenen Baustruktur – sowohl die zum Teil nicht mehr zeitgemäßen Verhältnisse als auch die Bettenstationen deutlich verbessern will. Dabei befinde sich das Klinikum in enger Abstimmung mit dem Land, das für Förderung von Investitionsmaßnahmen zuständig sei.

Während des knapp zweistündigen Besuches berichtete Ministerin Kerstin von der Decken auch von ihren Gesprächen auf Bundesebene. Hinlänglich bekannt ist, dass Bundesgesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach eine umfangreiche Klinikreform anstrebt, die nach einer Übergangsfrist greifen soll und erhebliche Änderungen in der Kliniklandschaft auslösen wird. Die Ministerin machte deutlich, dass ihr im verabschiedeten Eckpunktepapier noch vieles viel zu vage sei.

Stephan Unger wies auf den zentralen Kritikpunkt hin, den die Kliniken bundesweit teilen: Es fehlt ein „Vorschaltgesetz“, das den Krankenhäusern finanzielle Hilfen für die Bewältigung der aufgrund der Inflation entstandenen Kostensteigerungen bei Energie, Sach- und Personalkosten bringen würde. Ein solches Gesetz und auch jede kurzfristige finanzielle Unterstützung der Krankenhäuser lehnt Minister Lauterbach bisher ab. Die Ministerin betonte, dass sie sich weiterhin dafür einsetzen werde, dass eine Zwischenfinanzierung bis zum Greifen der Reform vom Bund geschaffen wird. Unger erläuterte, dass das Klinikum Nordfriesland die letzten Jahre nur überstehen konnte, weil der Kreis als Träger 45 Millionen Euro zur Verlustabdeckung bereitstellte – Geld, das dem Kreis an anderer Stelle fehlt.

In ihrem Schlusswort zeigte sich die Ministerin sehr dankbar für die gewährten Einblicke und die offenen Worte. „Akten, Pläne und Grafiken könnten die Situation vor Ort eben nie vollumfänglich widergeben. Insofern habe ich bei meinem Besuch in Husum sehr wertvolle Eindrücke gewonnen“, so die Ministerin zum Abschluss ihrer Kurzvisite im Klinikum Nordfriesland.

Die Gesundheitsministerin des Landes Schleswig-Holstein, Professor Dr. Kerstin von der Decken, hat vor kurzem die Klinik Husum besucht. Im Mittelpunkt ihrer Gespräche stand die geburtshilfliche Versorgung in Nordfriesland, die aufgrund der Inseln und Halligen vor besonderen Herausforderungen steht. Gesprächspartner waren (v.l.) Landrat Florian Lorenzen, Chefarzt Dr. Michael Glaubitz, Ltd. Hebamme Monika Steensen und Geschäftsführer Stephan W. Unger.