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Hinter der Maske – Heike Hansen
Leitung Zentrallabor Klinikum NF

Abstand halten ist nicht immer möglich – gerade in der Patientenversorgung. Mit einer medizinischen Maske wird das Risiko verringert, sich oder andere mit dem Corona-Virus anzustecken. Aber: War das jetzt ein Lächeln? Oder wurde fragend, erwartungsvoll oder neugierig geschaut? Am Ende vielleicht sogar spöttisch gegrinst? Das weiß man derzeit nicht so genau… Hinter der Maske verschwindet die Hälfte des Mienenspiels. Häufig ist man ja schon froh, wenn man sein Gegenüber überhaupt gleich erkennt.

Im Gespräch mit Heike Hansen, Laborleiterin im Klinikum Nordfriesland, versuchen wir hinter die Maske zu schauen und mehr über den Menschen zu erfahren, dessen Gesicht während seiner beruflichen Tätigkeit immer halb verdeckt ist.

In Zeiten von Corona sieht man im Klinikum Nordfriesland von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Teile der Gesichter nicht mehr. Und unwillkürlich entsteht die Frage: Wer steckt da eigentlich hinter der Maske? (Klaus Kasparek)

Frau Hansen, mit welchem Berufswunsch haben Sie damals die Schule verlassen?

Nach meinem Abitur 1982 war der ursprüngliche Plan in Richtung Naturwissenschaften zu studieren. So richtig konnte ich mich aber für kein Fach entscheiden und wählte letztendlich die Ausbildung zur MTLA, also Medizinisch-technische Laboratoriums-Assistentin. Grundlagen für die Ausbildung sind naturwissenschaftliche Fächer wie Biologie, Chemie und Physik. Es reizte mich, selbstständig und eigenverantwortlich die notwendigen laboratoriumsmedizinischen Untersuchungen durchzuführen, die von Ärzten für die Krankheitserkennung, -behandlung und -vorsorge benötigt werden.

In welchem Institut haben Sie Ihre Ausbildung erfolgreich absolviert?

Von 1982 bis 1984 in Heide an der Dr. Gillmeister-Schule. Leider bietet die Schule heute nur noch die Ausbildung zur MTRA an, also mit Schwerpunkt in der Radiologischen Diagnostik. Nach meiner Kenntnis wird in Schleswig Holstein die Ausbildung zur MTLA nur noch in der Elly-Heuss-Knapp-Schule in Neumünster angeboten. Das Problem dabei ist, dass ein Ausbildungsort in Hinsicht auf den Fachkräftemangel einfach zu wenig ist.

Nach der Ausbildung folgten welche Einsatzorte?

Direlt nach der Ausbildung bekam ich einen ersten Zeitvertrag in der Klinik Tönning. Dann habe ich für kurze Zeit noch einmal gewechselt. Seit 1987 bin ich ununterbrochen im Klinikum NF tätig, seit 2019 als Leitung aller drei Kliniklaboratorien in Husum, Niebüll und Föhr.

In der Klinik Tönning war ich bis Ende 2016 also bis zur Umwandlung in ein MVZ - beschäftigt. Die Tätigkeit in diesem kleinen Krankenhaus war für mich perfekt, da ich in den Bereichen Labor, Röntgen und EKG tätig sein durfte, einen sehr engen Kontakt zu allen weiteren Fachbereichen hatte und die Patientinnen und Patienten hier umfassend und ganzheitlich behandelt wurden.

Mit welcher Motivation üben Sie Ihre Leitungstätigkeit aus?

Meine Motivation lag in der Herausforderung, noch einmal etwas Neues beginnen und meine „comfort zone“ zu verlassen zu können. Es war sehr spannend für mich, die Leitung aller drei Labore zu übernehmen und im Team mit den Kolleginnen, die mich immer optimal unterstützen, die Qualitätsansprüche einer solch wichtigen Abteilung zu erfüllen.

In diesem Fall ist es Heike Hansen, die Laborleiterin im Klinikum Nordfriesland. Sie ist für die medizinischen Labore in den Kliniken Husum, Niebüll und Wyk auf Föhr zuständig. (Klaus Kasparek)

Wie groß sind die labortechnischen Herausforderungen in der Corona-Pandemie?

Für uns alle im Team heißt Corona, das wir seit zwei Jahren „am Limit“ laufen. Alle Leistungen und Untersuchungen in Bezug auf Corona sind ja zu den sowieso zu erbringenden Laborleistungen hinzugekommen. Und ohne den persönlichen Einsatz jeder einzelnen Mitarbeiterin wäre das alles nicht möglich gewesen. Sie sind alle deutlich über ihre Belastungsgrenzen und Zumutbarkeit hinausgegangen - komplett alle.

Arbeitsplätze mussten neu eingerichtet und Umstrukturierungen vorgenommen werden, da es sonst nicht zu schaffen gewesen wäre. Wenn nicht alle Mitarbeiterinnen ein solches Engagement gezeigt hätten, wie zum Beispiel immer wieder in Krankheitsfällen einzuspringen und zusätzliche Schichten zu leisten, also auch am Wochenende, an Feiertagen und nachts, hätte es nicht so reibungslos funktioniert.

Man darf nicht vergessen: Labore arbeiten im 24/7 Rhythmus rund um die Uhr. Also von dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle „meine“ Labor-Teams!

Was schätzen Sie besonders am Klinikum Nordfriesland?

Im Wesentlichen hat es immer ein ausgeglichenes Geben und Nehmen gegeben und unterm Strich ist die Zusammenarbeit sehr positiv. Argumente werden angenommen, es wird auf Augenhöhe diskutiert und mit allen Bereichen im Klinikum ist die Zusammenarbeit eigentlich wunderbar.

Was wünschen Sie sich von Politik und Gesellschaft in Bezug auf das Gesundheitswesen?

Ein großer Wunsch wäre die Ausbildungsmöglichkeiten hier im ländlichen Raum deutlich zu verbessern, um dem Fachkräftemangel besser zu begegnen. Ein weiterer Wunsch wäre, den Focus in der Behandlung von Patientinnen und Patienten weniger auf Gewinnmaximierung, sondern auf eine adäquate und dem Menschen zugeneigte Therapie zu richten. Gesundheit sollte keine Ware, sondern Grundrecht sein.

Frau Hansen, wir danken Ihnen für das Gespräch

Info-Kasten

Das Klinikum Nordfriesland mit seinen Standorten in Husum, Niebüll, Tönning und Föhr-Amrum ist mit 1.750 Mitarbeitenden einer der größten Arbeitgeber im Nordwesten Schleswig-Holsteins. Mit zwei Fachschulen für Krankenpflegeausbildung und die Physiotherapie-Ausbildung sowie einer großen Zahl weiterer Ausbildungsplätze für zum Beispiel Medizinische Fachangestellte und Operationstechnische Assistenten ist das Klinikum zugleich einer der größten Ausbildungsbetriebe der Region.

Das Klinikum ist ständig auf der Suche nach engagierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die die Teams vor Ort verstärken wollen. Informieren Sie sich unter www.klinikum-nf.de.