Menü

Eine Geburt ist auch in Corona-Zeiten ein freudiges Ereignis

Geburtshilfe in der Pandemie – welche Besonderheiten gelten für werdende Mütter im Klinikum Nordfriesland? Das Corona Virus hat vorübergehend auch die Geburtshilfe beeinträchtigt und viele Mütter sorgen sich, was die Corona-Pandemie für ihr Ungeborenes und sie selbst bedeuten könnte. Erste Analysen geben Entwarnung. Allerdings müssen Schutzvorkehrungen unter der Geburt und danach beachtet werden. Wir haben mit dem Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe in der Klinik Husum, Dr. med. Michael Glaubitz, über die aktuelle Situation gesprochen.

Eine Schwangere meldet sich in der Klinik Husum zur Geburt an, welche Erstmaßnahmen werden getroffen und welche Geburtsvorbereitungen werden durchgeführt?

Die Geburtshilfe der Klinik Husum steht den Schwangeren für normale und Kaiserschnitt-Entbindungen jederzeit zur Verfügung. Die medizinische und pflegerische Versorgung ist durchgängig in vollem Umfang sichergestellt. Allerdings gilt die Einschränkung, dass zu den ambulanten Kontrollen und in den Geburtsplanungsgesprächen leider weiterhin keine Begleitpersonen zugelassen sind.

Dürfen Begleitpersonen zur Geburt mit in den Kreißsaal?

Ja, eine Person darf geburtsbegleitend anwesend sein.

Dürfen sich z.B. Bezugspersonen abwechseln?

Wie schon gesagt, während der Geburt ist eine Begleitperson erlaubt. Diese Begleitperson – meist ist es der Partner - darf auch bei dem anschließenden stationären Aufenthalt bei Mutter und Kind bleiben, wenn ein Familienzimmer gewünscht wird, sie erhält ein Bett und nimmt an der Verpflegung teil. Ansonsten haben wir kürzlich die Besuchseinschränkungen etwas lockern können – jetzt ist täglich nachmittags ein zeitlich befristeter Besuch durch immer dieselbe Person erlaubt. Die Begleitperson muss allerdings einen maximal 24 Stunden alten, negativen Corona-Schnelltest, zum Beispiel aus einem Testzentrum oder einen Nachweis der vollständigen Impfung vorlegen und darf keine Symptome aufweisen, die auf eine Corona-Infektion hinweisen.

Ist ein Kaiserschnitt bei Corona besser?

Ein klares Nein. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sich das Kind in der Gebärmutter oder unter der Geburt mit dem Corona Virus infizieren kann.

Wie werden Neugeborene und die Mutter im Krankenhaus vor dem Corona-Virus geschützt?

Wir haben im Klinikum sehr strenge Hygieneauflagen, an die wir uns alle halten müssen. Weiterhin werden alle Patientinnen, die zu einer geplanten Schnittentbindung kommen, bei Aufnahme mit einem PCR Test getestet. Alle anderen werdenden Mütter sowie ihre Begleitpersonen werden im Kreißsaal einem Schnelltest unterzogen. Im Falle, dass eine schon infizierte Schwangere aufgenommen wird, steht ein Isolations-Kreissaal zur Verfügung. Für diesen gelten dann gesonderte Hygienevorschriften, wie zum Beispiel Vollschutz-Kleidung für das Personal, das dann nur in diesem Kreissaal tätig ist.

Ist eine Hausgeburt wegen Corona empfehlenswert?

Entscheidet sich eine werdende Mutter für eine Hausgeburt, dann bringt dies wegen der Corona-Pandemie keine zusätzlichen Risiken mit sich. Die Entscheidung zur Hausgeburt, weil man Angst hat, sich in der Klinik zu infizieren, kann ich nicht unterstützen. Wir haben bis auf zwei Fälle, wo wir bereits infizierte Mütter zur Entbindung aufgenommen haben, in der gesamten geburtshilflichen Abteilung, auch und besonders unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, keinen einzigen Corona- Fall gehabt. Auch das Ausbruchsgeschehen im Klinikum hat die Geburtshilfe nicht betroffen und wir waren die erste Abteilung, die wieder in vollem Umfang tätig werden konnte.   

Kann ich nach komplikationsloser Geburt gleich wieder nach Hause?

Nicht sofort nach der Geburt. Wir empfehlen, noch einige Stunden zur Beobachtung in der Klinik zu bleiben. Voraussetzung für eine frühzeitige Entlassung ist ein funktionierendes häusliches Umfeld. Eine adäquate Hebammenbetreuung sollte gewährleistet sein. Corona steht einer zeitigen Entlassung nicht im Wege.

Wie sieht es mit Stillen aus?

Nach derzeitigen Erkenntnissen hat Corona keinen Einfluss auf das Stillen. Es gibt keinen Grund, deshalb vom Stillen anzuraten. Auch eine Corona-positive Mutter muss nicht abstillen, da sich das Virus über Aerosole und Tröpfcheninfektion und nicht über die Muttermilch verbreitet.

Sollte zum Schutz des Neugeborenen lieber aufs Kuscheln und Stillen verzichtet werden?

Nein, der Schaden für das Kind, wenn die Mutter sich ihm nicht körperlich zuwendet, ist deutlich größer als die Infektionsgefahr. Es gibt auch weiterhin keine verlässlichen Daten darüber, ob und wann sich Neugeborene überhaupt infizieren können.   

Wie wird die Nachsorge aussehen?

Die Wochenbettbetreuung fällt in den Aufgabenbereich der niedergelassenen Hebammen und wird dort auch den Hygieneverordnungen entsprechend durchgeführt. Bei uns bleiben die Mütter in aller Regel bis zur „U2“ auf Station. Das ist eine für den Säugling vorgeschriebene Vorsorge-Untersuchung, die 48 Stunden nach der Geburt von unserem Kinderarzt durchgeführt wird.

Werden Neugeborene gesondert gegen Infektionen geschützt?

Wir haben sehr strenge Hygieneauflagen, insbesondere in der Geburtshilfe. Die Neugeborenen werden getrennt voneinander betreut und sind die meiste Zeit bei der Mutter im Zimmer. Lediglich bei einem besonderen Überwachsungs- oder Behandlungsbedarf - zum Beispiel einer Neugeborenen-Gelbsucht - werden die Kinder für einige Stunden im Kinderzimmer behandelt und überwacht. Säuglinge, die potenziell infektiös sein könnten, liegen nicht auf der Neugeborenstation. Die Wochenbettstation wird frei von anderen stationären Patienten gehalten und unsere Dreibett-Zimmer werden grundsätzlich nur mit zwei Patientinnen belegt, damit auch der vorgeschriebene Abstand gewahrt werden kann.

Wird mein Baby auf das Corona Virus getestet?

Nein, weil es keine Konsequenzen hätte und es extrem unwahrscheinlich ist, dass ein Neugeborenes infiziert ist. Mutter und Partner werden ja getestet und das gibt uns die Sicherheit für den weiteren Verlauf. Nach heutigem Stand sind die einzigen Einschränkungen, die wir noch haben, die auf eine Person beschränkte Besuchsmöglichkeit, die Maskenpflicht und die Notwendigkeit zur Testung.

Wir hatten hier in der Geburtshilfe durch strikte Anwendung aller Hygiene- und Schutzmaßnahmen weder einen während des Aufenthaltes erworbenen Infektionsfall unter den Müttern und deren Begleitpersonen noch unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - und darauf sind wir auch ein bisschen stolz.

Herr Dr. Glaubitz wir danken für das Gespräch.