
Als erste Einrichtung in Norddeutschland
Klinikum Nordfriesland auf dem Weg zum „pflegeattraktiven“ Arbeitgeber
Aufgrund der sich ständig verändernden politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen sucht das Klinikum Nordfriesland immer wieder nach neuen Ansätzen, um für Patient*innen und Mitarbeitende attraktiv zu bleiben.
Mit dem Zertifizierungsverfahren „pflegeattraktiver Arbeitgeber“ hat das Klinikum in 2024 einen solchen Prozess als erste Einrichtung in Norddeutschland angestoßen. „Fachkräftemangel, Arbeitsverdichtung und die demographische Veränderung sowohl bei den Patient* innen als auch den Mitarbeitenden machen neue Wege notwendig, um weiterhin eine bestmögliche Versorgung der Patient* innen bei gleichzeitig attraktiven Arbeitsbedingungen zu ermöglichen“, erklärt Silke Bichel, Pflegedirektorin des Klinikums Nordfriesland und damit Leiterin der größten Beschäftigtengruppe im Klinikum.

Was ist „pflegeattraktiv“?
Beim Zertifizierungsverfahren „pflegeattraktiv“ wird durch eine gezielte Steuerung und kontinuierliche Weiterentwicklung eine Auszeichnung für eine stetige Qualitätsentwicklung angestrebt. Der Standard, nach dem „pflegeattraktiv“ zertifiziert wird, wurde vom Bundesverband Pflegemanagement mitentwickelt.
Ziel ist ein nachhaltiger Kulturwandel, der mithilfe eines verbindlichen Prozesses und entsprechender Prozessbegleitung gestaltet wird, um im Unternehmen eine exzellente Arbeitnehmerorientierung zu erreichen.
Informationen zum pflegeattraktiv-Zertifizierungsverfahren.


Erster Meilenstein erreicht: Zertifizierung im September 2024
Mit der „pflegeattraktiv“-Zertifizierung des Bundesverbands Pflegemanagement e.V. habe man hier den richtigen Weg gefunden, der von Geschäftsleitung, Führungskräften und Mitarbeitenden überzeugt mitgetragen werde.
„Das Besondere an dieser Entwicklung ist, dass nicht ‚von oben‘ bestimmt wird, was verändert werden soll. Bei unserem Vorgehen überlegen die Mitarbeitenden an der Basis selbständig, was verändert werden kann, damit Arbeitsabläufe noch reibungsloser funktionieren“, beschreibt Silke Bichel diesen „Bottom-up-Ansatz“.
Ziel sei es, dass die Patient* innen vom gesamten interprofessionellen Team aus Ärzt* innen, Pflegefachleuten, Therapeut* innen und weiteren Berufsgruppen in optimierter Weise versorgt werden. Zu Beginn wurde eine detaillierte anonyme Umfrage zu Zufriedenheit und Verbesserungsansätzen der Pflege- und Funktionsmitarbeitenden durchgeführt. Diese hat Silke Bichel und den Programmverantwortlichen viele Erkenntnisse gebracht, die in Arbeitsgruppen strukturiert und verdichtet wurden, sodass am Ende dieser Phase konkrete Zielsetzungen für einzelne Projekte formuliert werden konnten.
„Die praxisorientierten Optimierungsansätze betreffen alle Abläufe rund um die Patient* innen: Arbeitsbedingungen auf der Station, Organisation oder auch die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen“, macht Elisabeth Otto die Zielrichtung deutlich. Sie ist im Klinikum für die Pflegeentwicklung und die Digitalisierung in der Pflege zuständig. Uwe Küchenmeister, Pflegedienstleiter in der Klinik Niebüll, ergänzt: „Jeder Mitarbeitende darf – soll – sich einbringen und mit dem Gefühl herangehen, dass er / sie wirklich mitgestalten und Veränderungen bewirken kann.“
Den ersten Meilenstein – die Aufstellung von zertifizierungsfähigen Projektzielen – haben die Teams in den Kliniken Husum und Niebüll im September dieses Jahres erreicht und nach einem erfolgreichen externen Audit dafür jeweils ihr erstes Zertifikat erhalten.
Ein Beispiel für die Umsetzung von Projektzielen:
Auf sogenannten Pilotstationen – wie der Gynäkologie in der Klinik Husum – wird bereits eine Optimierung der interprofessionellen Zusammenarbeit umgesetzt. Um eine optimierte Versorgung der Patient*innen durch alle Berufsgruppen zu erreichen, werden beispielsweise feste Visitenzeiten noch besser an die Stationsorganisation angepasst.
Und in gemeinsamen Sitzungen der interprofessionellen Teams aus den Berufsgruppen Arzt, Pflege und Therapie können medizinische, pflegerische und therapeutische Maßnahmen optimiert abgestimmt und der Informationsfluss transparenter gestaltet werden.


Auf dem Bild zu sehen: Sabrina Roßius (li.), Geschäftsführerin von Pflegezert, übergibt an Silke Bichel und Uwe Küchenmeister das Zertifikat für die Klinik Niebüll
Umsetzung der gesteckten Ziele
„Nun kommt es darauf an, die selbstgesteckten Ziele in die Praxis umzusetzen“, motiviert Silke Bichel alle Mitarbeitenden, die kommenden Aufgaben mit Elan anzugehen.
„Ziel ist, die Kompetenzen unserer Fachleute besonders in der Pflege zu stärken. Dies ist ein kontinuierlicher Prozess. Allerdings mit einer Besonderheit: Wir halten nicht starr an der ursprünglichen Zielsetzung fest. Wenn sich im Lauf der Umsetzung ergibt, dass wir unsere Ansätze korrigieren müssen, ist das nicht nur möglich, sondern im Rahmen einer lernenden Organisation sogar erwünscht“, so die Pflegedirektorin. Nach einem Jahr wird ein weiteres Zwischenaudit erfolgen. Am Ende dieser ersten Projektumsetzungen wird die anonyme Umfrage unter den Mitarbeitenden wiederholt, um den Erfolg zu überprüfen. „Nach diesem dreijährigen Prozess sind die ersten Projekte abgeschlossen und mit Kennzahlen belegbar. Wir werden auf unserem Weg mit Sicherheit weitere Optimierungsmöglichkeiten entdecken, sodass wir dann in die Umsetzung der nächsten Projekte gehen und laufend rezertifiziert werden können“, zeigt Silke Bichel den weiteren Weg auf.
Das Klinikum Nordfriesland ist die erste Einrichtung in Norddeutschland, die sich auf diesen erfolgversprechenden Weg gemacht hat. Silke Bichel bekräftigt: „Wir wollen nicht auf die Politik warten, sondern selbst aktiv werden, um als Arbeitgeber weiterhin attraktiv zu sein und gleichzeitig unsere Patient* innen bestmöglich zu versorgen.“